Ist mein Hund zu dick?
Als Hundebesitzer ist es manchmal schwierig zu beurteilen, ob der eigene Hund dick, normalgewichtig oder untergewichtig ist. Zudem geschieht eine Gewichtszu- oder abnahme nicht über Nacht. Somit "gewöhnt" man sich optisch daran und erkennt es selber nicht oder erst sehr spät.
Gesundes Gewicht wird nicht nur auf der Waage gemessen. Das Erscheinungsbild des Hundes ist eigentlich aussagekräftiger. Bei einem gut proportioniertem Hund sind die Rippen einfach zu fühlen, die Taille ist von oben sichtbar und der Bauch zieht sich von der Seite gesehen hinter dem Brustkorb zusammen.
Untergewicht
Untergewichtige Hunde sieht man bei uns eher weniger. Die Ursachen können vielfältig sein. Futter das nicht genügend Energie liefert, eine zu geringe Futtermenge oder das Futter ist schlecht verdaulich. Alte Hunde können auch untergewichtig sein, weil sie das Futter nicht mehr gleich gut verwerten können. Gekochtes Futter ist leichter verdaulich und eignet sich daher für Senioren oder kranke Hunde besser als Rohkost.
Es gibt aber auch Erkrankungen die zu Untergewicht führen können, z.B. die Bauchspeicheldrüsen-Insuffizienz, abgekürzt EPI. Bei dieser Erkrankung werden die Enzyme, die für die Futteraufspaltung benötigt werden, nicht mehr ausreichend produziert. Die Folge ist, dass das Futter zwar ausreichend vorhanden ist, vom Körper jedoch nicht richtig aufgenommen werden kann. Die Hunde magern zusehends ab, sind geplagt von Bauchschmerzen, Durchfällen, Analdrüsenproblemen und sehr häufigem Kotabsatz. Um die vorhandenen Enzyme im Kot festzustellen, empfehle ich eine Blutanalyse und eine Kotuntersuchung. Diesen Hunden müssen die fehlenden Enzyme bei jeder Mahlzeit zugeführt werden. Das Futter soll hochverdaulich (keine Rohkost) sein und auf mehrere kleine Mahlzeiten aufgeteilt werden.
- Die Rippen, die Rückenwirbel und die Beckenknochen sind bei kurzem Haar sehr gut sichtbar
- Kein Körperfett erkennbar
- Offensichtlich reduzierte Muskelmasse
- Die Rippen, die Rückenwirbel und die Beckenknochen sind gut sichtbar
- Kein Fett ertastbar
- Geringfügig reduzierte Muskelmasse
- Die Rippen sind leicht zu ertasten und möglicherweise sichtbar, kein Fett ertastbar
- Spitzen der Lendenwirbel und Beckenknochen sichtbar
- Deutliche Taille
- Bauchlinie sehr deutlich eingezogen
Idealgewicht
- Die Rippen sind unter einer minimalen Fettschicht leicht ertastbar
- Taille von oben gut erkennbar
- Die Bauchlinie ist deutlich eingezogen
Idealgewicht
- Die Rippen sind ertastbar, keine übermässige Fettschicht
- Taille hinter Rippen von oben erkennbar
- Eingezogene Bauchlinie von der Seite sichtbar
Übergewicht
- Die Rippen sind ertastbar, etwas zu dicke Fettschicht
- Taille von oben erkennbar, aber nicht deutlich
- Bauchlinie noch leicht eingezogen
Fettleibig
Die meisten Hunde sind im Alter von 1–1.5 Jahren (bei sehr grossen Hunden auch etwas später) noch im Normalbereich. Dies kann man also als Anhaltspunkt nehmen. Ist das Idealgewicht um mehr als 10% überschritten, spricht man von Übergewicht, ab 20% von Fettleibigkeit.
- Die Rippen sind schwer zu ertasten, dicke Fettschicht
- Merkliche Fettablagerungen im Lendenbereich und am Schwanzansatz
- Taille nicht vorhanden oder kaum sichtbar
- Bauchlinie nicht eingezogen
- Die Rippen sind unter einer dicken Fettschicht nicht oder nur mit erheblichem Druck zu ertasten
- Starke Fettablagerungen im Lendenbereich und am Schwanzansatz
- Keine Taille
- Bauchlinie nicht eingezogen
- Bauchumfang ev. vergrössert
- Massive Fettablagerungen an Brustkorb, Rücken und Schwanzansatz
- Bauchlinie nicht eingezogen
- Keine Taille
- Fettablagerungen an Hals und Gliedmassen
- Bauchumfang deutlich vergrössert
Ursachen von Übergewicht
In den meisten Fällen führt eine positive Energiebilanz zu Übergewicht, z.B. wenn man sich an den Angaben der Futterhersteller orientiert. Die Mengenangaben sind für die meisten unserer Hunde viel zu hoch. Die Hunde bewegen sich oft zu wenig für die angegebene Futtermenge. Die Folge ist Übergewicht.
Kastrierte Hunde haben zudem einen geringeren Energiebedarf, oft steigt aber der Appetit hormonell bedingt. Mit steigendem Alter nimmt der Energiebedarf zusätzlich ab.
Die Hunde liegen mehr, sind weniger aktiv und spielen vielleicht nicht mehr.
Es kann aber auch sein, dass der Hund eine Schilddrüsen-Unterfunktion oder eine andere Erkrankung hat. In diesem Fall, müsste eine Blutuntersuchung beim Tierarzt durchgeführt werden. Auch Medikamente können zu Übergewicht führen.
Es ist wichtig die Futtermenge abzuwägen und nicht einfach zu Schätzen. Oft werden Leckerlis, die fürs Training gebraucht werden oder Kauartikel nicht eingerechnet. Dies hat einen grossen Effekt auf die Kalorien- und Proteinbilanz.
Ein Beispiel: bekommt ein 20kg schwerer Hund 50g getrocknetes Schweineohr, sind 30% seines Energiebedarf für diesen Tag gedeckt.
Eine Rationsüberprüfung gibt Aufschluss wie der Hund mit Energie und Nährstoffen versorgt ist.
Folgen von Übergewicht
Übergewicht kann z.B. die Lebenserwartung eines Hundes reduzieren. Übergewicht belastet die Gelenke und das Herz-Kreislaufsystem. Zudem kann es zu Diabetes kommen und das Immunsystem wird negativ beeinflusst. Auch das Narkoserisiko steigt bei übergewichtigen Hunden.
Man sollte sich als Besitzer bewusst sein, dass es durchaus sinnvoll ist, den traurigen, bettelnden Blicken am Tisch zu widerstehen.
Wie kann der Hund nun abnehmen?
Das einfachste wäre einfach die Futtermenge zu reduzieren. Bei dieser Methode ist jedoch zu beachten, dass nicht nur die Kalorien also die Energie reduziert wird, sondern auch alle wichtigen Nährstoffe wie Proteine, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und essentielle Fettsäuren. Dies hat dann zur Folge, dass der Hund nicht mehr richtig versorgt ist. Mangan kurbelt z.B. den Fettstoffwechsel an und sollte daher ausreichend vorhanden sein. Eine Reduktionsdiät sollte genau berechnet werden, damit gerade bei langanhaltenden Diäten genügend Nährstoffe enthalten sind.
In erster Linie sollten die getrockneten Futtermittel weggelassen werden. Getrocknete Kauartikel können z.B. durch eine rohe Karotte, einen Knochen oder eine Kauwurzel ersetzt werden. So hat der Hund trotzdem noch etwas zu knabbern, aber die Energiezufuhr ist moderat.
Trockenfutter eignet sich nicht für einen Hund der abnehmen soll. Trockenfutter ist ein Konzentrat, das heisst die Futtermenge ist sehr gering. Man rechnet mit 1% des Körpergewichtes. Muss der Hund nun Gewicht verlieren, wäre dies noch weniger. Anstelle der wenigen Bröckchen Trockenfutter, füttert man besser ein Nassfutter oder Frischfleisch, (roh oder gekocht) Gemüse und Obst. Der Vorteil gegenüber Trockenfutter ist der hohe Wassergehalt. Durch das höhere Volumen bei gleicher Energieversorgung, hat das Tier das Gefühl eine grössere Futtermenge zu bekommen.
Auch Flohsamenschalen eignen sich sehr gut, um die Futtermenge grösser zu machen, jedoch werden keine zusätzlichen Kalorien zugegeben.
Auf die Leckerli, die z.B. beim Training benötigt werden, muss nicht komplett verzichtet werden. Ein Teil davon könnte man durch kleine Apfelstücke ersetzen. Bei gekauften Produkten sollte man solche mit geringem Fettgehalt und ohne Kohlenhydrate wählen. Die Belohnungen werden immer zur normalen Futtermenge dazugerechnet.
Der Hund sollte in einer Woche nicht mehr als 1.5% von seinem Gewicht verlieren. Dazu wird der Hund einmal pro Woche gewogen, am besten immer auf der gleichen Waage und zur gleichen Zeit (z.B. morgens vor dem Fressen).